Im Social Web ist viel los. Jeden Tag werden Unmengen an Inhalten veröffentlicht. Während sich die großen Firmen schon in den sozialen Netzwerken zuhause fühlen, gibt es immer noch viele kleine oder mittelständische Unternehmen, die Facebook und Co. eher skeptisch gegenüber stehen. Aber nachdem es alle machen, ziehen sie notgedrungen mit. Meistens wird einer der vorhandenen Mitarbeiter aus Marketing- oder Kommunikationsabteilung auserkoren ‚mal schnell‘ Social Media für die Firma aufzusetzen.
ACHTUNG, denn genau hier bekommt das Problem ein Gesicht – der alternde Platzhirsch (m/w) aus dem Management betritt das Parkett. Ihm fehlt das nötige Verständnis und das ganze Vorhaben sieht er eher als notwendiges Übel. Theoretisch kein Problem, auch Chefs müssen nicht immer alles wissen. ABER aus Erzählungen weiß ich, dass sich die digitalen Neandertaler gerne zu folgenden Aussagen hinreißen lassen: „Das bisschen posten, das geht ja fix, kostet nichts und bringt uns MEGA Reichweite.“ Bei solchen Sätzen gefriert mir das Blut in den Adern!
Ich nenne das die Social-Media-Lüge – Alle wollen social sein, reden aber nur über Reichweite? Vielleicht sollten wir es Reach Media nennen, denn das ist es worüber alle sprechen. Mit dieser Einstellung säumt man das Pferd von hinten auf.
Deswegen möchte ich hier und heute verkünden: Social Media ist nicht schnell, einfach und kostenlos! Es ist sogar verdammt arbeitsintensiv!
Es wird Zeit, dass all die Unwissenden sich kurz einen Überblick verschaffen, wie man überhaupt an den Aufbau von Unternehmensplattformen herangeht. (Im folgenden konzentriere ich mich auf den Aufbau von Blogs, da diese die größte Herausforderung stellen.)
Social Media Fame – Jeder will ihn, fast keiner kriegt ihn!
Egal, ob beruflicher oder privater Blog: Wenn du einen neuen Blog zum Laufen bringen willst, dann brauchst du ein Netzwerk. Kannst du keine Tonnen an Followers und Fans auf anderen Social-Media-Kanälen vorweisen, dann können selbst die besten Inhalte unentdeckt bleiben.
Zuerst müssen die Leute erfahren, dass es da einen Blog gibt. Content is king, das trifft sicherlich zu aber es gibt noch viele andere Faktoren, die es zu beachten gilt. Vielmehr ist es eine Frage von Aktualität und Relevanz der Inhalte. Sind diese zusätzlich SEO optimiert, haben eine interessante Überschrift und sind visuell gut aufbereitet, ist der zweite Schritt getan. Der letzte ist der schwierigste Schritt: Sollen die Inhalte viral verbreitet werden dann benötigt man die Unterstützung seiner Kontakte, diese müssen den Beitrag teilen. Im Idealfall begeistern sich Multiplikatoren für das Thema und teilen die Inhalte mit ihren Freunden/Fans. Erst wenn diese Punkte erfüllt sind, besteht überhaupt eine Chance für Viralität. (Nicht umsonst stammt der Begriff von biologischen Virus ab)
Planung – Die ersten Schritte sind hart
Meiner Erfahrung nach ist das Alles verdammt harte Arbeit. Und ohne Planung geht gar nichts. Was sind deine Ziele, wer ist deine Zielgruppe und soll deine Blogbeiträge lesen? Als Social Media Manager in einem Unternehmen rate ich dir zuerst eine Strategie und einen Contentplan aufzustellen. Überleg dir gut, wie du all die Inhalte erstellen willst. Besonders internes Know-how muss meistens von den Experten selbst verfasst werden, um einen echten Mehrwert für die Leser zu schaffen. Du als Marketingschreiberling wirst nie so authentisch und detailiert in das Thema einsteigen können und das merkt der Leser, dieser wird dann vielleicht nicht mehr wiederkommen.
Damit du Besucher auf deinem Blog bekommst, empfehle ich, parallel eine Facebook-Seite und ein Twitter-Profil aufzusetzen. Dort kannst Du Influencer zu den relevanten Themen identifizieren. Dialog und echtes Interesse an Austausch hilft ein Netzwerk aufzubauen, welches sich auch für die geschriebenen Inhalte interessieren wird.
Content-Erstellung: Qualität braucht seine Zeit
In vielen Social-Media-Strategien spielt ein Blog eine zentrale Rolle. Meiner Meinung nach ist dies der schwierigste Schritt. Dafür braucht man gute Nerven, einen ausgetüftelten Redaktionsplan, gute Schreiberlinge und Zeit, viel Zeit! Ist man nicht gerade ein Schreiberling mit Ausnahmetalent, dann sind 3-5h pro Blogbeitrag bis hin zu mehreren Tagen Arbeit durchaus drin, abhängig vom Rechercheaufwand. Die Einbettung ins Blog CMS (Content-Management-System) dauert ebenfalls länger, als man häufig denkt. Bis die Bilder- und Überschriftensuche und Links und Textbearbeitungen erledigt sind, können auch nochmal gerne 1-2h ins Land gehen, je nach Routine. Erst dann kommt der Teil der Veröffentlichung und das Teilen auf den Social-Media-Kanälen.
Es gibt noch unzählige Faktoren, welche als Social Media Manager zu beachten sind. Mir ging es in diesem Beitrag nicht um Anspruch auf Vollständigkeit oder eine Anleitung für Social Media Newbies, sondern um das vorherrschende Bild abzuändern, dass Social Media einfach, schnell und kostenlos ist. Erst, wenn die Unwissenden endlich verstehen, was sich hinter dem Thema befindet und wie die Zusammenhänge funktionieren, dann wird sich daran etwas ändern – hoffentlich.
PS: Wie seht ihr das, habt ihr vielleicht ganz andere Erfahrungen gemacht? Freue mich auf eure Kommentare.
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