Soll ich meinen Job kündigen und hauptberuflich bloggen? Ich könnte die ganze Welt bereisen und von überall arbeiten, das klingt doch verlockend! Momentan lese ich, zumindest gefühlt, jeden Tag 10 neue Beiträge, die sich damit befassen, wie man am Besten seinen Job kündigt, um ein freies Leben als Blogger zu führen. Dieser Beitrag ist eine Erklärung, warum ich der momentanen Vermarktungshysterie im Netz widerspreche. Aktuell spricht niemand mehr über Inhalte, sondern nur noch über Kommerzialisierung und wie schnell man mit einem Blog Geld verdienen kann. Ist es tatsächlich so einfach und ist dieses Leben tatsächlich so frei?
Goldgräberstimmung im Social Web
Natürlich ist es toll, wenn man mit seiner Leidenschaft erfolgreich ist. Dennoch muss hier einfach ganz klar gesagt werden, dass es nicht annährend so einfach ist, wie es in vielen Sessions, Tutorials und E-Books verkauft wird. „Mit diesen 10 Tipps zum erfolgreichen Blog Business“. Das Internet ist voll mit solchen Listen. Sie werben mit Freiheit und verkaufen Hoffnung. Eine trügerische Hoffnung, meiner Meinung nach!
Unzufriedenheit im Alltag
Jeden Tag erscheinen neue Blogbeiträge, die inspirieren den Job zu kündigen, um zukünftig als digitaler Nomade durch die Welt zu reisen. Diese Beiträge müssen auf enorme Resonanz stoßen, sonst würden sie nicht, wie Pilze aus dem Boden sprießen. Endloses Reisen und mehr persönliche Selbstbestimmung, das klingt natürlich toll aber es ist auch keine Allzweckwaffe gegen aktuelle Problematiken. Vielleicht entstammt der Wunsch nach Veränderung auch von alten Problemen, gescheiterten Beziehungen oder der beruflichen Situation, die bisher von euch ignoriert wurden. Fortlaufen ist ist im ersten Schritt vielleicht leichter aber langfristig ist es keine Lösung und schafft keinen inneren Frieden.
Selbstständigkeit ist kein Wunschkonzert
Ich habe die Befürchtung, dass Viele ein Leben als Blogger etwas zu entspannt sehen. Hier bisschen schreiben, da ein bisschen auf Facebook posten… Vermutlich ist den Meisten nicht wirklich bewusst, wie viel Arbeit das tatsächlich bedeutet. Stellt euch vor ihr bekommt einen Auftrag rein und müsst das Ding bis zum nächsten Tag fertigbekommen. Wer hat die nötige Disziplin und setzt sich dann zwei Tage hin und zieht das durch? Während andere im Meer planschen oder abends ein Bierchen trinken gehen. Das kann defintiv nicht jeder. Frei im Geist ja, aber ihr seid dann ein Dienstleister und somit abhängig von der Auftragslage. Ist diese gut, habt ihr mehr Flexibilität aber beginnt ihr gerade erst eine Selbstständigkeit aufzubauen, dann wird das nicht der Fall sein.
Der Konkurrenzkampf um die Spitze
Die jetzige Spitze aus Bloggern wird kaum noch einzuholen sein, sie haben ein starkes Netzwerk, Aufträge ohne Ende und verdienen ein Haufen Geld mit Kooperationen, Seminaren oder E-Books. Von unten kommen jeden Tag Hunderte neue Blogger nach, mit dem Wunsch ebenfalls erfolgreich zu werden. Die Konkurrenz ist heute eine ganz andere, als noch vor einigen Jahren und es wird immer schwieriger werden, sich aus den Massen hervorzuheben.Wer jetzt noch anfängt einen Blog aufzubauen, der braucht eine Nische, viel Fleiß, sehr viel Zeit, einen langen Atem und ein bisschen Glück.
Bloggen ist Herzenssache
Überlegt euch gut, ob ihr Job, Schule oder Studium hinschmeißt, dieser Traum kann euch Alles kosten. Besonders schlimm finde ich, dass es schon vor lauter unzufriedener Möchtegern-Stars wimmelt, die sich im Web beschweren, dass sie keine Produkt-Samples bekommen oder nie zu Events eingeladen werden. In einer sehr schnelllebigen Welt, solltet ihr nie den falschen Zielen hinterher rennen. Liebt das, was ihr tut und vergesst nie, dass ihr das Bloggen angefangen habt, weil es euch Spaß gemacht hat und lasst euch nicht vom schnellen Geld in die Irre führen.
Freiheit ist Kopfsache
Jeder Mensch definiert Freiheit anders und egal, ob der Bürojob oder das Bloggen für euch die Erfüllung bringt, ich drücke jedem die Daumen. Ich möchte nur zum Nachdenken anregen, dass es manchmal die eigenen, verinnerlichten Strukturen sind, die uns einengen und erdrücken. Vielleicht seid ihr auch unglücklich mit dem Partner oder dem Job, dann versucht zu verstehen, was wirklich dahinter steckt und probiert etwas zu ändern. Manchmal gibt es auch Sicherheit, wenn man weiß, dass Freunde und Familie hinter einem stehen, dann lassen sich Ziele viel besser erreichen, statt alleine am Ende der Welt.
PS: Wie seht ihr das Ganze? Ist Bloggen Lust oder Frust? Was motiviert euch?
Freue mich auf eure Gedanken,
Janina
Seit Jahren lese ich Blog Artikel zum Thema aussteigen. Wirklich den Job wechseln kann man meiner Meinung nach nur, nach einer Berufsausbildung oder einem Studium. In Deutschland sind seriöse Bildungsabschlüsse immer noch was wert und helfen, tariflich besser eingruppiert zu werden (in Tarifgebundenen Unternehmen). Um ausgeglichener zu sein und wirklich herauszufinden, was ich will und was ich nicht will, habe ich NLP Ausbildungen gemacht, die ich auch als Werbungskosten in der Steuererkärung ansetzen konnte. Es geht ja ich immer um das finanzielle. Ansonsten bin ich ein Fan von Body Mind Konzepten wie Power Yoga, Deep Work, BodyArt, Body Balance.
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Ich finde den Artikel sehr schön. Ich hatte auch eine Freundin, die sich nur über ihren Blog definiert hat und dann, in der richtigen Welt, nicht mehr richtig klar gekommen ist. Da schenkt einem nämlich keiner was…
Wir bloggen aus Spaß und das wird auch so bleiben. Ich denke, dass wir auch in einer Sparte blocken, in der Geld verdienen nicht wirklich möglich ist. Und wurde jetzt für einen Artikel Geld angeboten. Den Artikel haben wir geschrieben, das Gehalt lassen wir spenden. Man sollte halt immer überlegen ob man langfristig zufrieden sein will oder aus seinem Hobby irgendwann Zwang machen will.
Liebe Grüße Diana
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Liebe Diana, das finde ich wirklich großartig, dass ihr die Einnnahmen spendet. Sehr nobel! Weiterhin viel Erfolg. 🙂
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Sehr gut geschrieben 🙂 Möchte langfristig gerne ein paar Tage pro Woche weniger Arbeiten und dafür Bloggen. Aber so ganz den Job aufgeben wäre für mich nichts. Deinen Post sollte der ein oder andere auf jeden Fall mal lesen 😉
Liebe Grüße
Steph
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Danke für die lieben Worte Steph! 🙂
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Hey Janina,
cooler Beitrag. Mir geht es ähnlich. Ich lese ständig von Anleitungen, die es super easy erscheinen lassen, viel Geld mit seinem Blog zu machen und binnen eines halben Jahres von der Selbständigkeit gut leben zu können.
So einfach, wie es da oft verkauft wird, ist es vermutlich nicht.
Ich freue mich für jeden, der es schafft, auszusteigen und sich seine Träume zu verwirklichen! Doch meistens steckt da eine ganze Menge Arbeit und Durchhaltevermögen dahinter. Dessen muss man sich einfach bewusst sein. Von diesen „in-einem-halben-Jahr-zum-Erfolg“-Programmen kann man sich inspirieren lassen und Tipps holen, aber dann bitte auf dem Teppich bleiben und schauen, was realistisch umzusetzen ist.
Ich mag das Zitat von Robin Sharma:
„Dream big, start small, act now.“
Lg,
Sabi
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Hallo Sabi, ich liebe dein Zitat! Es trifft den Nagel auf den Kopf? 🙂
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Liebe Janina,
danke für diesen Blogbeitrag. Ich blogge jetzt seit ca. 3 Jahren…mal mehr, mal weniger. Vor 3 Jahren gab es die Listen, die hier täglich über meine Facebook-Chronik laufen, noch nicht (oder ich hab sie nicht gefunden). Es gibt sicher den ein oder anderen guten Tip, aber ansonsten ist das wie bei der Lotterie. Aus meiner Sicht kann man NICHT planen ein guter oder erfolgreicher Blogger zu sein und wahrscheinlich liegt genau darin der Haken. Ich habe tatsächlich aus Spaß angefangen, der Rest hat sich aus Zufall ergeben (worüber ich natürlich sehr dankbar bin). Und nicht zu vergessen: GEDULD und LANGER ATEM.
Allerdings bin ich zwischenzeitlich auch immer wieder genervt von Beiträgen in die eine oder auch in die andere Richtung. Ich kenne keine „Berufssparte“, die sich zur Zeit so OFFENSICHTLICH selber zu ernst nimmt…..woran auch immer das liegt.
Wir tun etwas…was für die Öffentlichkeit offensichtlich ist und mein Bedarf an Rechtfertigungen ist irgendwie erschöpft. Jeder gute Blogger weiß wie viel Arbeit hinter wirklich guten Beiträgen steckt und damit sollte es auch langsam gut sein. Es gibt weitaus wichtigere „Berufe“ als Blogger zu sein…auch wenn das scheinbar zur Zeit gerade sehr hip ist.
Viele liebe Grüße, Schnimpeline
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Liebe Schnimpeline, danke für die offenen Worte. Deine Geschichte ist das beste Beispiel, wenn Fleiß und Liebe zum Thema langfristig Erfolg hat. Ich freue mich sehr, dass es dir gelungen ist einen tollen Mix zu finden. Ganz nach dem Statement „alle Wege führen nach Rom“ war es mir wichtig aufzuzeigen, dass es nicht nur einen Weg geben kann. 🙂
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Schöner Artikel. Es fällt die letzte Zeit wirklich auf, dass die „Blog-Nomaden“ wie Pilze aus dem Boden schiessen. Ist ja auch grundsätzlich nicht verkehrt. Auch diese Blogs, in die viel Zeit und Leidenschaft investiert wurde, zu monetarisieren, ist in unseren Augen nicht schlimm.
Schlimm sind nur die, die da nicht mit Hingabe dahinterstehen und nur schnell mal „den Hype“ mitnehmen wollen.
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Hallo Janina,
Finde deine Gedanken sehr interessant und mir ist auch aufgefallen, wie viele Posts immer wieder erscheinen, in denen aufgerufen wird Digitaler Nomade zu werden. Es mag sicher sehr interessant erscheinen, doch wie du es sagst, ist es dann harte Arbeit mit dem Blog Geld zum Leben zu verdienen.
Ich schreibe in meinem Blog, weil es mir Spass macht. Es ist ein Ausgleich zu meinem Job. In den 30 Urlaubstagen versuche ich meine Reiseträume zu verwirklichen. Über diese Reisen schreibe ich und möchte einfach damit andere inspirieren.
Lg Thomas
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Vielen Dank für dein Kommentar. Ich freue mich riesig, dass so viele Blogger aus Leidenschaft hier ihre Meinung äußern. Es ist mir einfach unglaublich wichtig, dass diese Spiel mit dem Hype aufhört. Wünsche und Hoffnung auszunutzen, nur um viele Klicks auf dem Blog zu haben, das finde ich einfach verantwortungslos und schafft ein völlig falsches Bild der Selbstständigkeit.
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Hallo Janina
Toll wie Du das ganze Richtig beschrieben hast. Die meisten denken wirklich: Ich Blogge und werde Reich und muss dann nicht mehr arbeiten! Diese Leute vergessen aber das bloggen auch Arbeit bedeutet!
Ich selber habe einen Blog um einfach meine Erfahrung zu meinem Blog Thema weiter zugeben. Wenn man dann nebenbei Geld dazu verdienen kann ist das schön! Und wenn nicht dann ist es auch Ok weil es einfach nur ein schönes Hobby für mich ist!
Dir weiterhin viel Erfolg!
Lg Nicole
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Toller Bericht Janina!
Dein Bericht und die ebenso lesenswerten Kommentare bestärken mich in der Meinung das Hobby „BLOG“ primär Spaß machen sollte.
Wird es zur (im schlimmsten Fall einzigen) Einnahmequelle ist es in der heutigen Zeit vor allen Dingen eines: Arbeit!
Und genau diese Arbeit ist in vielen Fällen sicher von Freiheit und Selbstbestimmung (weit) entfernt.
Ich war jahrelang selbstständig (damals war das Wort BLOGGER noch nicht einmal erfunden) und weiß aus dieser Zeit das Selbstständig ganz einfach SELBST UND STÄNDIG bedeutet… Sonst wird es nichts…
Diese eine Erfahrung reicht 😊😊 Allen die es trotzdem wagen – viel Glück!! Haltet uns auch im erfolglosen Fall auf dem Laufenden… Aus Fehlern lernt man bekanntlich am besten!
Beste Grüße
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Interessanter und passender Artikel! Tatsächlich lassen sich viele von den vermeintlich erfolgreichen Bloggern blenden. Meiner Meinung hat das viel mit Glück, Ausdauer und Kontakten zu tun und Blogger, die kein Geld bekommen und einfach nur zum Spaß bloggen, können genauso erfolgreich sein – indem Freunde, Bekannte oder fremde ihre Einträge gerne lesen und ein positives Feedback hinterlassen. Für mich ist die Freude der Leser und der Spaß zu schreiben der Grund zu bloggen – nicht der Profit! 🙂
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Janina, klasse Post!
Ich muss sagen du hast es auf den Punkt getroffen. Es ist wirklich nicht so einfach, man braucht einen langem Atem und muss Glück haben. Viele starten einen Blog nur, weil sie die „Freiheit“ dahinter sehen. Doch wie du es schon gesagt hast, es ist viel Arbeit. Man muss sich wirklich hinsetzen und machen und machen. Keine einfache Angelegeheit. Aber wenn man es wirklich will, dann kann man es schaffen, meiner Meinung nach!
Zum Thema seinen Job oder Studium hinschmeißen, finde ich auch nicht so brilliant. Unsere Gesellschaft funktioniert nunmal auf dieser Basis und es schadet auch keinem, ein Studium oder eine Ausbildung zu haben, bevor man in die Selbständigkeit geht…
Es zu probieren, warum nicht!? Man sollte auch einfach mal was wagen, aber auch nur wenn man wirklich dahinter steht!!!
Sonnige Grüße aktuell aus der Dominikanischen Republik
Marcus
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Hallo Janina,
ich muss mich meinen Vorrednern anschließen: sehr gute Gedanken und Überlegungen, die du da ebenso klar und gut zum Ausdruck gebracht hast. Ich blogge seit ca. 2 Jahren, anfangs ganz unbedarft, dann entwickelte sich das immer mehr. Ungefähr zur Halbzeit machte ich mir auch die Überlegung, in welche Richtung es weiter gehen soll – mehr hin zum Professionellen, Kommerziellen… wie auch immer man das nennen will? Oder sollte es doch lieber ein Hobbyblog bleiben? Ich habe mich für letzteres entschieden, obwohl ich als Hausfrau nicht einmal einen Job aufgeben hätte müssen. Aber ich hätte so viel mehr Zeit in den Blog stecken müssen, die mir an anderen Stellen schmerzlich gefehlt hätte.
Es ist schön, wenn man sein Hobby zum Beruf machen kann, aber es muss einem klar sein, dass es dann kein Hobby mehr ist. Und Beruf – egal welcher und wie sehr man ihn liebt – macht nicht immer nur Spaß, sondern ist eben auch mal ein Muss. Ich habe schon Kooperationen angeboten bekommen, die ich ablehnte, weil sie überhaupt nicht zu mir und meinen Einstellungen passte. Kann man sich das leisten, wenn man vom Bloggen leben muss? Ich denke nicht, wenn die Miete bezahlt werden muss, kann man nicht immer wählerisch sein.
Wenn man sich im Klaren ist, was Selbständigkeit und Bloggen als Beruf bedeutet und das machen möchte, warum nicht. Für mich wäre es aber nichts. Ich finde es nur schade, dass manche „Profi-Blogger“ auf uns Hobbyblogger herunter schauen, oft auch mit extrem abwertenden Sprüchen – es bringt jeder seine Leistung und für jeden ist eine Nische da.
Liebe Grüße
Kerstin
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Das ist ein toller Bericht! Ich bin zwar ganz neu hier, blogge aber sicherlich nicht, um damit mein Geld zu verdienen, sondern nur aus Spaß an der Freud! Ich habe allerdings eine Kollegin, die ja auch unbedingt Bloggerin werden möchte, natürlich im Mode-Bereich, und sie hofft tatsächlich, von diversen Designern „anerkannt“ zu werden und das eine oder andere Teil umsonst zu bekommen! Ich glaube tatsächlich, dass ihr überhaupt nicht klar ist, was für eine Arbeit dahinter steckt. Ich weiß auch gar nicht, wie sie das zeitlich schaffen will. Zwar arbeitet sie „nur“ Teilzeit 6,5 Stunden/Tag, ist aber auch Mutter einer Kindes. Wie gesagt, ich glaube nicht, dass ihr das alles bewusst ist – auch nicht, wie lange es evtl. dauern würde, um ans Ziel zu kommen.
Nochmals: Toller Beitrag!
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Immer wenn der Mantel des Vergessens über die letzte Übertreibungsphase gefallen ist, wiederholt eine neue Generation die Fehler der alten. Wer die Dotcom-Blase der Jahre 1999-2001 und ihr Platzen miterlebt hat, erkennt in der aktuellen Situation zahlreiche Parallelen. Die Vorstellung, dass Jedermann ohne jegliche Qualifikation quasi durch Vergnügen reich werden kann, ist jedenfalls eines der Symptome, die auf ein nahes Ende des Booms hindeuten.
Auch damals war Geld billig und für jeden Blödbsinn zu bekommen, also schossen Startups mit zweifelhaften Geschäftsideen wie Pilze aus dem Boden. Jeder noch so grüne Unternehmensberater-Schnösel wurde Existenzgründer und gab Marketinggelder mit beiden Händen aus. Doch plötzlich war von heute auf morgen das Geld weg, und genauso schnell verschwanden die Startups und ihre Marketingbudgets, denn die nächste Finanzierungsrunde, also der nächste Dumme, der die Party für ein, zwei weitere Jahre bezahlt hätte, war einfach nicht mehr zu finden.
Natürlich kann man sagen: „Das war damals, heute ist alles anders“, aber die Wahrscheinlichkeit spricht schon sehr dafür, dass sich die damaligen Ereignisse bald wiederholen werden. Und dann wird mit Blogs kein Pfifferling mehr zu verdienen sein, jedenfalls nicht für die breite Masse, die sich heute von „get rich quick“ und „4 hour work week“-Träumen anfixen lässt und dann genauso dumm dastehen wird, wie die spanische Jugend, die Ausbildung und Studium abgebrochen hat, um auf dem Bau reich zu werden.
Außerdem würde ich meine Existenz nicht in die Hände von Konzernen wie Google, Apple, Amazon oder eBay legen, die schon mehrfach bewiesen haben, dass sie jeden „Partner“ bedenkenlos über die Klippe springen lassen, wenn es opportun scheint. Was macht ihr denn, wenn plötzlich eine nette Mail von Google in der Mailbox liegt, dass man jetzt ein neues „Google Certified Blogger“-Programm aufgelegt hat, dessen Mitglieder künftig 50% ihrer Einnahmen als Zertifizierungskosten an Google abzuführen haben, andernfalls aber leider im Suchergebnis nur noch unter „ferner liefen“ zu finden sind? Dann seid ihr von heute auf morgen entweder 50% oder 100% eures Blogger-Einkommens los, und kein Gericht der Welt wird sich für euch interessieren. Der Schwanz wedelt nun einmal nicht mit dem Hund, und während ihr Google unbedingt braucht, braucht Google euch überhaupt nicht.
Zum Schluss noch ganz generell was zur Selbständigkeit:
Dazu gehört auch der Aufbau einer eigenen Altersversorgung. Und das ist in einer Zeit ohne Realzinsen verdammt teuer. Wer die Sache seriös durchrechnet, kommt zu dem Ergebnis, dass man als Selbständiger monatlich mindestens 1000 EUR ansparen muss, eher mehr. Wer das nicht kann, lügt sich nur in die eigene Tasche, denn er finanziert seinen aktuellen Lebensstil auf Kosten seiner Zukunft.
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Danke für deine Kommentar! Du weißt offensichtlich wovon du sprichst und empfinde deine Prognose als erschreckend realistisch.
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Interessanter und ehrlicher Artikel. Aber zu Deiner Frage: Ich fotografiere und schreibe gerne. Bloggen tu ich deshalb, weil es mir eine Plattform bietet, dies mit anderen zu teilen. Punkt.
Ausserdem lese ich selbst gerne Blogs und kann so mit meiner Bloggerei den anderen vielelciht etwas zurückgeben. Ja, vielleicht ist es genau das – ein Geben und Nehmen.
In diesem Sinne, Danke für Deinen Artikel,
Oliver 2.0
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Hallo Janina,
auch wie befreiend ist doch Dein Artikel. Du triffst den Nagel auf den Kopf. Die ganze sogenannte Goldgräberstimmung ist ein Hype und es ist genau wie beim Gold graben: Sicherlich findet irgendwer die große Ader, aber die überwiegende Mehrheit kann froh sein wenn sie ein paar ganz klitzekleine goldene Splitter findet. Die meisten werden aber leer ausgehen.
Schön zu lesen, dass auch andere das so sehen. Ist zwar nicht gerade der Mainstream der Bloggerszene, aber was soll es.
Ich blogge, weil ich meinen Lesern meinen Traum vermitteln möchte und sie gerne an meinen Erlebnissen teilhaben lassen möchte. Und vielleicht wenigstens einen zum Nachahmen inspirieren möchte. So wie auch ich von einem Blog inspiriert wurde.
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Danke für deine Worte Klaus.
Selbstständigkeit ist heißt nicht umsonst selbst und ständig. Durch die Medien hat sich in den Köpfen der Leute eingebrannt, dass der Weg zum schnellen Weg auf reinem Glück, gepaart mit Nichtstun einhergeht. Das halte ich einfach für verantwortungslos manche Einzelfälle als Realität durchgehen zu lassen.
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Sehr toller Beitrag, danke dafür!!! Haben ihn gerade erst über Petras Reiseblatt aufgetan und er entspricht voll und ganz unserer Einstellung zu dem ganzen Hype! Im Zuge von Tanjas Blogparade „Glückssuche“ auf http://www.reiseaufnahmen.de haben wir einen ähnlichen Artikel geschrieben- schau doch mal rein: http://bilderbummler.de/glueckssuche-glueckssache/ Insgesamt einen klasse Blog hast du, wir abonnieren dich mal! 🙂 GLG aus Norwegen, Andy, Miri und Skar
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Hi,
ich finde es super, dass du dich kritisch mit dem Thema auseinander setzt. Auf mich wirkt der Hype wie eine Goldgräber Stimmung. Alle rennen hinterher, es gibt ein paar die hier und da ein Nugget finden aber die meisten gehen leer aus. Die Leute, die am meisten verdient haben sind die, die Schaufeln und Werkzeug verkauft haben und geschrien haben: „Hier gibts Gold Leute, holt euch was ab vom Kuchen!“
Das sind die Leute die jetzt übers bloggen bloggen. Ich gönne Jedem Erfolg der was geleistet hat, aber was machste den danach? Ich denke das Pulver ist bald verschoßen und wenn du nicht über Jahre was zu sagen hast, dann ist es irgendwann vorbei mit deinem Blog.
In den nächsten Jahren wird sich die Spreu trennen und dann wird sich zeigen wer ein One Hit Wonder
oder wer ein gutes Album nach dem anderen abliefern kann.
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Ich denke, man muss nicht unbedingt den Job kündigen, um frei zu sein. Eher sehe ich das so, dass man dann glücklich und frei ist, wenn man einen Job finden, den man liebt. Dann nämlich geht es einem auch insgesamt besser.
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Danke fürs zitieren!
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